Simultan

Tür

Aus Simultan

Migros


Ich weiß, dass sie mich ansieht. Wie sie mich ansieht, will ich gar nicht wissen.
Ich stehe vorm Migros, gucke nach unten, gucke auf den Boden und versuche den plattgetretenen Kaugummi zu ignorieren. Ich warte, ich vertraue der automatischen Tür nicht.

Wer sagt mir, dass sie sich auch für mich öffnet? Und wenn sie sich öffnet, wer sagt mir, dass sie nicht genau dann wieder zugeht, wenn ich durchgehe? Ja, wer sagt mir, dass ich nicht in zwei Teile geteilt werde? Oder: wenn der Schnitt nicht sauber auf der Hälfte ist? Was, wenn ich in zwei Drittel und ein Drittel geteilt werde?

Ich frage mich, ob ich Frauke anrufen soll. Frauke könnte mir helfen.
Diese Frau. Ich verstehe das nicht. Wieso geht sie nicht rein? Warum steht sie einfach nur da? Sieht mich an? Jedenfalls glaube ich, dass sie das tut, mich ansieht. Ich sehe nicht nach, sehe sie nicht an, ich gucke nach unten. Die Jeans ist zu lang, der Stoff an ihrer Ferse aufgeribbelt. Zieht vereinzelt Fäden, Fransen wie bei Fraukes neuem Pony.
Dabei wäre sie genau richtig. Breit genug. Da könnte ich mit reinschlüpfen. Da würde mich die automatische Tür garantiert nicht erwischen. So dick wie die ist. Ich schaue nicht hoch. Im Augenwinkel kann ich ihre massigen Waden sehen. Sehe wie sich der Jeansstoff um ihre Schenkel spannt. Wie ein mit Fleisch und Fett gefüllter Spritzbeutel.
Ich mache einen Schritt zurück und sie folgt mir. Mache noch einen. Sie folgt mir wieder. Ihre Stiefel zeigen in meine Richtung, penetrant und nass und dreckig starren sie mich an und wollen nicht verschwinden. Wollen nicht reingehen. Nicht reingehen.

Also gehe ich. Drehe mich um und gehe. Nach Hause.

Ich werde Frauke nicht anrufen.