Simultan
Hugo
Aus Simultan
"Die Tür ist zu", sagt Hugo, leise, kaum lauter als denken "Ich hab abgeschlossen, ich hab nach rechts abgeschlossen", sagt er, zieht den Schlüssel aus dem Schloss und lässt ihn in die linke Hosentasche gleiten. In die linke, nicht in die rechte. Bloß nicht in die rechte, da ist sein Handy, da darf nicht anderes rein, nur sein acht Monate altes, immernoch kratzerfreies Sony Ericsson. Und das soll auch so bleiben, da legt er Wert drauf. Mit Schutzfolie über dem Display fängt es an zu vibrieren. Nicht zerkratzen, nicht zerkratzen, denkt er, und zieht es aus der Tasche. Vorsichtig, er achtet darauf, dass seine Fingernägel das Display nicht zerkratzen, und doch schnell, aus Angst, das Display könnte sich, während des Vibrierens, an einer Naht seiner Jeans eine Art Laufmaschenkratzer zulegen. Hugo sieht, dass Frauke anruft, geht aber nicht ran. Lautlos lässt er es in seiner rechten Hand vibrieren, während er mit der linken, die Türklinke runterdrückt, stößt und zieht und stößt und zieht. "Stoßen, ziehen. Stoooßen, Ziiehen." flüstert er, ein Papagei auf seiner Schulter hätte Probleme zu verstehen, was er sagt. "Die Tür! Ist! Zu!" Dann dreht er sich rum, geht die erste Stufe runter, die zweite und die dritte, auf der vierten vergewissert er sich mit einem Schulterblick, dass die Tür immernoch zu ist. Fünf, sechs, sieben, acht.