Simultan

Ein Tag im Dezember

Aus Simultan

Version vom 7. Januar 2008, 13:54 Uhr von KatharinaW (Diskussion | Beiträge)

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Am 7. Dezember 2007 wachte Nadine erst sehr spät und schwer verkatert auf. Das Datum ist sicher, denn es war der Tag des Konzerts, und eigentlich hatte sie versucht, den ganzen Tag zu verschlafen, erst am 8. wieder aufzuwachen. Es war ein guter Plan gewesen und hätte eigentlich durchführbar sein müssen - sie hatte die Fensterläden geschlossen und am Abend zuvor, genauer gesagt um 5:30, eine halbe Flasche Whiskey und drei extra-strength Schlaftabletten zu sich genommen. Mehr zu nehmen hatte sie sich dann doch nicht getraut, und um 16 Uhr war sie wach und konnte auch nicht mehr einschlafen, obwohl sie noch ganz benommen war. Sonne fiel durch die Ritzen der Fensterläden, sogar das Wetter hatte sich für diesen großen Tag zurecht gemacht, ihr Kopf brummte, Tobias hatte seine Stereoanlage voll aufgedreht.

Sie schleppte sich bis vor seine Tür und klopfte, klopfte fester, klopfte noch einmal, bis er ihr endlich öffnete.

 - Was soll das?

 - Was?

 - Was soll das?

 - Ich verstehe dich nicht!

 - Die Musik!

Sie marschierte zur Stereoanlage und schaltete sie aus. Die Stille fiel abrupt über sie her, machte sie ganz benommen, orientierungslos. Sie hatte ein Pfeifen im linken Ohr. Doch als sie sich langsam an die Abwesenheit der Musik gewöhnt hatte, wurde ihr bewusst, dass es überhaupt nicht still war. Von der Straße drang Musik zu ihnen hinauf, John Lennnon a cappella von vielen schiefen Stimmen gesungen.

Es war grausig.

Ich war vorhin schon draußen. Die sind alle total daneben. Diese Linda teilt John-Lennon-Wissenspacks aus, sieh her, gemeinsam mit John eine bessere Welt, und alle gröhlen und stopfen sich mit Zimtsternen voll. Das wird der Tag für den Weihnachtsmarkt.

 - Kopfschmerzen. Klappe.

Nadine stellte die Musik wieder an.

 - Du wirst jetzt nicht den ganzen Tag hier herum sitzen und selbstmitleidig dreinschaun. Komm, wir tun was.

 - Mein Kopf tut weh.

 - Ich habe eine ganze Packung Aspirin.

 - Ich will nicht.

 - Gib nicht so schnell auf - du hattest ein Ziel, schon vergessen?

 - Ich habe alles versucht.

 - Was hast du versucht?

 - Stinkbomben im Hotelzimmer zu deponieren. Eine ist aus Versehen in der Lobby geplatzt und ich wurde rausgeschmissen. Dann wollte ich Gift auf die Rosendornen tun, aber ich hatte nur Nagelack.

 - Wie bitte?

 - Natürlich kein richtiges Gift, ich dachte da an sowas, das für ein paar Tage lähmt.

 - Ach so, na dann.

 - Und ich habe sogar mit Bourriez geschlafen. Und was sagt der Arsch danach? Ich kann dir da nicht helfen, John ist mein Freund. Der ist doch total irre. John ist mein Freund, dass ich nicht lache. So ein Loser.

 - Wenigstens hattest du mal wieder Sex.