Simultan
Franz
Aus Simultan
Seine Eltern sind lange tot, sind an Lungenkrebs gestorben. Es war ein ziemlich langsames Sterben, und Franz hat beide gepflegt, hat ihnen Essen gekocht und auch sonst alles gemacht, gibt ja kein Krankenhaus in Biel. Die Leute in der Stadt tun so, als gäbs das nicht, Krankheit und Tod, als gäbs nur ewiges Leben und Sonnenschein. Die Sache mit dem John Lennon jetzt, die dient nur wieder dazu, Krankheit und Tod zu vertuschen. Sonne gibts in Biel ja auch nicht, aber offenbar reicht es, sich nur lange genug einzureden, daß es Krankheit und Tod nicht, Sonne aber sehr wohl gibt, und deshalb gibt es das eine nicht, das andere schon. Nur ein Gott kann diese Stadt noch retten.
Und was kann man von einem Kind erwarten, daß vier Jahre seines vierjährigens Erdenaufenthalts im Halbdusteren verbracht hat, in diesem umgestülpten Berg, dabei seine Eltern geplegt hat, als hätte er es gelernt, und dann fast gestorben wäre, als er was besorgen wollte in Knuchels Laden? Ihr müßt euch nicht wundern, wenn aus dem Franz mal was wird, was ihr nicht hattet haben wollen, das sag ich euch.