Simultan

Liebe im Fahrstuhl

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Version vom 12. Dezember 2008, 10:19 Uhr von Nicolek (Diskussion | Beiträge)

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Irina erwacht. Auf dem silbernen Funkwecker stehen die Zahlen 3.30. Das Bettlaken ist zerwühlt, die rote Satinbettwäsche hat kleine Falten, wie ein Plissérock, so eng umschlingt Irina sie mit ihren Beinen. Für einen Moment weiss sie nicht wo sie ist, zu benommen, um sich zurechtzufinden. Langsam wird ihr klar, was geschehen ist. Zwischen ihren Beinen fühlt sie eine zarte, warme Flüssigkeit, zu dickflüssig für Schweiß. Sie hatte ihn wieder.


Diesen Traum. Im Fahrstuhl. Sie. Matteo. Und der blank polierte Chrom des Aufzugs. Irina versucht sich zu schämen, doch das Gefühl von goldener Wärme, welches sie noch durchströmt, ist zu stark, zu rein, rein, von einer Reinheit und Klarheit wie sie nur in den Tiefen seiner Augen zu finden ist. Diese Reinheit, die sie jeden Morgen wieder innehalten lässt. Voller Erstaunen, voller Verwunderung, sie, die schon alles gesehen hat, das Leben, mit all seinen Facetten und Untiefen erklommen, erkämpft, durchquert hat, sie, die Starke, die Unnahbare. Doch sein bloßer Anblick war in der Lage sie in den Zustand andächtiger Bewunderung zu versetzen, wie ein Kind, welches zum ersten Mal einen hellerleuchteten Weihnachtsbaum sieht.


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Irina schliesst die Augen. Dieses Bild will sie halten, es mitnehmen in die Dämmerung, die bereits wieder in ihren Kopf sickert. Sie zieht das Laken noch ein wenig fester an. Wühlt ihren Kopf in das Kissen, bis sie glaubt ihre Lippen treffen auf Fleisch, nicht auf Satin. Nur noch ein wenig. Ein wenig mehr. Loslassen.


Aus der Bauchgegend macht sich ein Lächeln auf, ihren Mund zu erreichen. Doch Irinas Gesichtszüge sind entspannt. Ihr Atem geht regelmässig. Sie fühlt den kühlen Chromstahl an ihren Beinen. Den harten, bestimmten Griff um ihre Hüften. Sie riecht den herbsüssen Moschusgeruch von Matteos Schweiss. Sie sieht ihm in die Augen. Und grinst.