Simultan
Flammen
Aus Simultan
Ich könnte ihren verdammten Laden anzünden. Ich gehe die Schränke, die Regale entlang und schnippe mit dem Finger. Flammen züngeln empor. Das knistert. Die Flammen haben Gesichter, lachen mich an, zeigen blitzende spitze Zähne, Haare lodern, flinke Finger greifen um sich, laufen über Holzflächen, das Holz biegt sich und ich laufte mit den Flammen mit. Die Kleidungsstücke krümmen sich, schmelzen, fließen hinab auf den Boden, färben den Teppich bunt und ich tauche meinen Finger hinein. Endlich Wärme. Ich will meinen Mantel ausziehen, doch ich trage keinen, tanze, schlage mit den Händen in die Flammen, bade im Feuer, das gleitet über meine Finger, leckt sie, küsst sie und ich lache, streiche die Arme hinein, ringe sie in den Flammen, alles rot, alles war.
Dann ein Luftzug die Treppe hinunter. Schwarze Augen starren mich an. Große Hände wedeln und die Flammen erlischen. Die Kleidungsstücke liegen wieder da, die Regale, die Tische alles steht wieder da. Ich fluche, greife mit beiden Armen in die Kleidung, schmeiße sie in sein Gesicht. Er hat mein Feuer getötet.
Er rührt sich nicht. Ich lasse die Hände sinken. Wir starren uns an.
Ich hebe die Hände, wedel mit der Kleidung, mache Buh! Keine Bewegung. Ich springe in die Luft. Keine Reaktion. Ich schneide Grimassen. Ist er stumpfsinnig? Bekloppt? Wir stehen uns gegenüber. Ganz langsam, auf Zehenspitzen mache ich einen Schritt auf ihn zu. Wer weiß, vielleicht ist er geistig verwirrt und erschrickt sich, wenn ich mich zu schnell bewege. Zentimeter um Zentimeter hebe ich den Arm, doch ich halte noch den Stofffetzen in der Hand, weicher Stoff, lange Ärmel schlackern in der Luft, sofort lasse ich ihn fallen, furchtsam schaue ich den Kerl an, hoffentlich hat er sich nicht erschreckt. Keine Regung. Höher hebe ich die Hand, dicht vor sein Gesicht, vor seine Augen, winke.