Simultan

Streitgespräch / Face-à-face: Unterschied zwischen den Versionen

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&nbsp;<br>– Du Rättin! Du raubst deinem Kind die Zukunft, nur weil du nicht selbst über die Runden kommst! Und erzählst was von Verantwortung, deine Kinder müssten essen und lernen – und was ist mit dem hier? Glaubst du, aus dem kann mal was werden, wenn du ihn nicht zur Schule schickst?<br>– Irgendwovon müssen wir leben! Du weißt doch nichts, nichts von der Ukraine!<br>Dzanna zischte ihre Entgegnung, als könnten sie, einem dünnen Messer gleich, mit einem Mal die Kehle der Tante durchtrennen. Stille, ein Problem weniger. <br>– Du kriegst von mir nichts! Such dir eine Arbeit, mach was Richtiges!<br>– Willst du mich vor die Tür setzen?<br>– Wenn ich es könnte, mit Vergnügen!<br>– Pfffffffffffff<br>Das spöttische Pfeifen wie ein Luftballon, der langsam an Luft verliert. Dzanna würde wiederkommen, nächste Woche. Die Großtante konnte sie nicht rauswerfen. Nur ihre eigene Wohnung räumen konnte sie. Familienbande. Und das tat sie. Kein Essen mehr, keine frische Wäsche. Sogar Besteck und Geschirr holte sie aus der eigenen Wohnung.  
 
&nbsp;<br>– Du Rättin! Du raubst deinem Kind die Zukunft, nur weil du nicht selbst über die Runden kommst! Und erzählst was von Verantwortung, deine Kinder müssten essen und lernen – und was ist mit dem hier? Glaubst du, aus dem kann mal was werden, wenn du ihn nicht zur Schule schickst?<br>– Irgendwovon müssen wir leben! Du weißt doch nichts, nichts von der Ukraine!<br>Dzanna zischte ihre Entgegnung, als könnten sie, einem dünnen Messer gleich, mit einem Mal die Kehle der Tante durchtrennen. Stille, ein Problem weniger. <br>– Du kriegst von mir nichts! Such dir eine Arbeit, mach was Richtiges!<br>– Willst du mich vor die Tür setzen?<br>– Wenn ich es könnte, mit Vergnügen!<br>– Pfffffffffffff<br>Das spöttische Pfeifen wie ein Luftballon, der langsam an Luft verliert. Dzanna würde wiederkommen, nächste Woche. Die Großtante konnte sie nicht rauswerfen. Nur ihre eigene Wohnung räumen konnte sie. Familienbande. Und das tat sie. Kein Essen mehr, keine frische Wäsche. Sogar Besteck und Geschirr holte sie aus der eigenen Wohnung.  
  

Version vom 16. Dezember 2011, 11:16 Uhr

À la maison d'une tante, Varsovie | In der Wohnung einer Tante, Warschau


 
– Du Rättin! Du raubst deinem Kind die Zukunft, nur weil du nicht selbst über die Runden kommst! Und erzählst was von Verantwortung, deine Kinder müssten essen und lernen – und was ist mit dem hier? Glaubst du, aus dem kann mal was werden, wenn du ihn nicht zur Schule schickst?
– Irgendwovon müssen wir leben! Du weißt doch nichts, nichts von der Ukraine!
Dzanna zischte ihre Entgegnung, als könnten sie, einem dünnen Messer gleich, mit einem Mal die Kehle der Tante durchtrennen. Stille, ein Problem weniger.
– Du kriegst von mir nichts! Such dir eine Arbeit, mach was Richtiges!
– Willst du mich vor die Tür setzen?
– Wenn ich es könnte, mit Vergnügen!
– Pfffffffffffff
Das spöttische Pfeifen wie ein Luftballon, der langsam an Luft verliert. Dzanna würde wiederkommen, nächste Woche. Die Großtante konnte sie nicht rauswerfen. Nur ihre eigene Wohnung räumen konnte sie. Familienbande. Und das tat sie. Kein Essen mehr, keine frische Wäsche. Sogar Besteck und Geschirr holte sie aus der eigenen Wohnung.

Es blieben: leere, entlebte Räume, in dem Dzanna und Arsen schlafen konnten.