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Irina Trepkowitz geht zur Arbeit: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 5. März 2010, 11:36 Uhr
"Curva! Verdammt, du alter Lumpensack!" flucht Irina, nachdem sie mit ihrem perfekt polierten, dunkelgrünen Jaguar beinahe eine alte verwahrloste Frau, die sich gerade auf dem Zebrastreifen befindet, überfahren hätte. "Kannst du nicht woanders rumlungern, als gerade hier auf der Strasse!" Nein, Irina Trepkowitz arbeitete sicher nicht in der Modebranche, um mit derart unästhetischen Objekten konfrontiert zu werden. Ästhetik - dieses Wort war der Leitfaden für ihr Leben, sie legte Wert auf angemessene Kleidung, eine Wohnung in einer ansprechenden Umgebung, ein stilvolles Interieur ... Ihrem Hang zur Ästhetik musste sich auch ihr gesamtes restliches Leben unterordnen. Besonders wichtig war ihr dabei die Symmetrie. Sollte sich diese nicht von allein einstellen, so war Irina bereit, die absurdesten Anstrengungen zu unternehmen, um den Dingen eine symmetrische Ordnung überzustülpen. Das Wort Symmetrie war dabei nicht unbedingt wörtlich zu nehmen, Irinas Symmetrie folgte keiner kohärenten Logik. Nachdem das Auto geparkt ist - Irina prüft immer am Türgriff nach, ob sie auch wirklich abgeschlossen hat - geht sie die Treppen zum Bahnhofsplatz hinunter. Diesen Weg geht sie nun schon seit vier Wochen an jedem Werktag. Über den Platz mit den Fahrrädern, dann über den unseligen Zebrastreifen, auf dem sie vorhin fast diese abstoßende Alte überfahren hätte, die Bahnhofstrasse entlang, über den Zentralplatz und hinein in die Nidaugasse. Als ihr Arbeitsplatz in Sichtweite kommt, stockt ihr für einen Augenblick der Atem. "Dieses alte Miststück!" faucht es in Irinas Kopf. "He, Sie, verlassen Sie bitte augenblicklich den Eingangsbereich meines Geschäftes." fährt sie die Alte mit eisiger Stimme an. Vom Boden her ist nur ein unverständliches Knurren zu vernehmen, etwas bewegt sich. "Matteo, Matteo! Vor unserem Eingang treibt sich eine Landstreicherin herum, ist das niemandem aufgefallen?" Während sie - ganz Geschäftsfrau von Welt - auf ihn zustürmt, bleibt sie - für die Außenwelt unsichtbar - einen Moment stehen, verharrt, wie jeden Tag, wenn sie Matteo morgens zum ersten Mal sieht ...