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Spaziergang am See: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Er ließ sie erst los, als er sie auf den Kiesweg geschleift hatte. Dort lag sie vor seinen Füßen wie seine Beute. Ein nasser Haufen Lumpen.<br>[[ | + | Er ließ sie erst los, als er sie auf den Kiesweg geschleift hatte. Dort lag sie vor seinen Füßen wie seine Beute. Ein nasser Haufen Lumpen.<br>[[Marianne|Marianne]] starrte, den Mund offen, das Gesicht weiß mit kirschroten Wangen auf die Frau nieder. Ihr Atem ein hohes Pfeifen.<br>Und jetzt? Ihre Stimme zitterte.<br>Er unterdrückte ein Fluchen.<br>Sie hatte doch [[Die Ente und die Würmer|die Frau]] entdeckt, wie sie im See kniete, sich Wasser mit beiden Händen ins Gesicht schaufelte. Sie hatte doch aufgeschrien, als die Frau plötzlich nach vorne ins Wasser kippte. Und sie, Marianne, hatte gekreischt: Tu doch was! Hol sie da raus! Sie ertrinkt, hol sie da raus!<br>Und er hatte es getan. Jetzt stand er vor ihr, die Hose nass bis über die Knie, Schmerz in den Armen, die Hände dreckig, am liebsten würde er sie waschen im See, sie abzuwischen an seiner Hose wagte er nicht. Und Marianne stand reglos vor ihm. Er ballte Fäuste, Knöchel knackten. Sie sollte ihm danken, ihn mit ihren großen schönen Augen unter langen Wimpern hervor bewundernd anschauen, weiche Lippen zu einem sanften Lächeln weiten und sie leicht öffnen und er bräuchte bloß einen Schritt auf sie zu zu machen und –<br>Der Lumpenhaufen grunzte. <br>Er hatte den Fuß wirklich gehoben und den gekrümmten Körper getroffen. Mariannes Pfeifen ging schneller, rasch setzte er den Fuß wieder zurück und sagte: Keine Ahnung was wir mit ihr machen. Am liebsten hätte er noch einmal in den tropfenden Dreckshaufen getreten, diesmal mit aller Kraft. Nur diese Wahnsinnige war Schuld, dass ihr Spaziergang am See überhaupt nicht so lief, wie er es nächtelang erträumt hatte. Und dann begann auch noch [[Silvia|Silvia]], die bis jetzt regungslos neben Marianne gestanden hatte, zu schluchzen. <br>Ist schon gut, du brauchst doch keine Angst zu haben, sagte Marianne, drückte sie an sich. Aber ihr Blick ging feindselig von ihrer Tochter zu ihm. <br>Als wäre alles seine Schuld! <br>Lass uns weitergehen, sagte er. Wir haben unsere Schuldigkeit getan.<br>Dieses Pfeifen musste aufhören und zwar schnell.<br>Deutlich, zu deutlich um sie zu ignorieren, drang Silvias Stimme aus der Jacke ihrer Mutter. Wir können sie doch nicht einfach so liegen lassen! Und Mariannes Blick wurde härter.<br>Wütend zuckte er die Achseln. Dann schlagt ihr doch was vor! Ihr wolltet doch, dass ich sie aus dem Wasser hole!<br>Marianne schnappte nach Luft. Du hättest sie wahrscheinlich ertrinken lassen!<br>Ja, genau das wünschte er sich in diesem Moment. Die Antwort schien ihm im Gesicht zu stehen, Marianne reckte ihre Schultern in die Höhe, drückte Silvias Schulter fester an ihre Hüfte. Das Pfeifen hatte aufgehört. Er war sicher, hätte eine Frau dort nicht in nassen Kleidern auf dem kalten Boden zwischen ihnen gelegen, hätte sie sich jetzt umgedreht und wäre fortgegangen. <br>Ein Kichern drang aus den [[Irina_Trepkowitz_geht_zur_Arbeit|Lumpen]]. Nach zehn Jahren Ehe ist die Ehe eine Hölle, man streitet sich nur noch und liegt sich ständig in der Wolle. Wer hätte das gedacht bei der Traumhochzeit? Wer hätte das gedacht bei der kuschlig süßen Hochzeitsnacht? Eine hohe Stimme, das Grinsen darin deutlich zu hören.<br>Schweig! schrie er. Ein Kichern antwortete. Sei still! Er hob den Fuß. <br>Die Stimme lauter, schneller: Die Frau liest ihm nicht mehr jeden Wunsch von den Lippen, ihre Augen hängen nicht mehr schmachtend an seinen Blicken. Wer weiß, wen sie jetzt suchen? Wem bäckt sie neuerdings ihren Kuchen?<br>Sei still! Brüllte er. Sein Kiefer schmerzte, so laut schrie er. Wir sind nicht verheiratet! Ihr hässlicher Ehemann hockt in seiner Scheißbank und hat keine Ahnung von nichts und ich bin derjenige, den sie zum Kuchen eingeladen hat!<br>Mariannes Augen riesig, weiß glänzend. Bist du noch ganz dicht? Fauchte sie. Soll die ganze Stadt davon erfahren?<br>Ihm wurde heiß, seine Kehle tat weh, kein Laut drang daraus hervor.<br>Sie sog die Luft ein zwischen aufeinander gepressten Zähnen. Das ist es also was du willst? Mich bloßstellen? Oder einfach nur ein bisschen angeben? |
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Aktuelle Version vom 12. Dezember 2008, 11:39 Uhr
Er ließ sie erst los, als er sie auf den Kiesweg geschleift hatte. Dort lag sie vor seinen Füßen wie seine Beute. Ein nasser Haufen Lumpen.
Marianne starrte, den Mund offen, das Gesicht weiß mit kirschroten Wangen auf die Frau nieder. Ihr Atem ein hohes Pfeifen.
Und jetzt? Ihre Stimme zitterte.
Er unterdrückte ein Fluchen.
Sie hatte doch die Frau entdeckt, wie sie im See kniete, sich Wasser mit beiden Händen ins Gesicht schaufelte. Sie hatte doch aufgeschrien, als die Frau plötzlich nach vorne ins Wasser kippte. Und sie, Marianne, hatte gekreischt: Tu doch was! Hol sie da raus! Sie ertrinkt, hol sie da raus!
Und er hatte es getan. Jetzt stand er vor ihr, die Hose nass bis über die Knie, Schmerz in den Armen, die Hände dreckig, am liebsten würde er sie waschen im See, sie abzuwischen an seiner Hose wagte er nicht. Und Marianne stand reglos vor ihm. Er ballte Fäuste, Knöchel knackten. Sie sollte ihm danken, ihn mit ihren großen schönen Augen unter langen Wimpern hervor bewundernd anschauen, weiche Lippen zu einem sanften Lächeln weiten und sie leicht öffnen und er bräuchte bloß einen Schritt auf sie zu zu machen und –
Der Lumpenhaufen grunzte.
Er hatte den Fuß wirklich gehoben und den gekrümmten Körper getroffen. Mariannes Pfeifen ging schneller, rasch setzte er den Fuß wieder zurück und sagte: Keine Ahnung was wir mit ihr machen. Am liebsten hätte er noch einmal in den tropfenden Dreckshaufen getreten, diesmal mit aller Kraft. Nur diese Wahnsinnige war Schuld, dass ihr Spaziergang am See überhaupt nicht so lief, wie er es nächtelang erträumt hatte. Und dann begann auch noch Silvia, die bis jetzt regungslos neben Marianne gestanden hatte, zu schluchzen.
Ist schon gut, du brauchst doch keine Angst zu haben, sagte Marianne, drückte sie an sich. Aber ihr Blick ging feindselig von ihrer Tochter zu ihm.
Als wäre alles seine Schuld!
Lass uns weitergehen, sagte er. Wir haben unsere Schuldigkeit getan.
Dieses Pfeifen musste aufhören und zwar schnell.
Deutlich, zu deutlich um sie zu ignorieren, drang Silvias Stimme aus der Jacke ihrer Mutter. Wir können sie doch nicht einfach so liegen lassen! Und Mariannes Blick wurde härter.
Wütend zuckte er die Achseln. Dann schlagt ihr doch was vor! Ihr wolltet doch, dass ich sie aus dem Wasser hole!
Marianne schnappte nach Luft. Du hättest sie wahrscheinlich ertrinken lassen!
Ja, genau das wünschte er sich in diesem Moment. Die Antwort schien ihm im Gesicht zu stehen, Marianne reckte ihre Schultern in die Höhe, drückte Silvias Schulter fester an ihre Hüfte. Das Pfeifen hatte aufgehört. Er war sicher, hätte eine Frau dort nicht in nassen Kleidern auf dem kalten Boden zwischen ihnen gelegen, hätte sie sich jetzt umgedreht und wäre fortgegangen.
Ein Kichern drang aus den Lumpen. Nach zehn Jahren Ehe ist die Ehe eine Hölle, man streitet sich nur noch und liegt sich ständig in der Wolle. Wer hätte das gedacht bei der Traumhochzeit? Wer hätte das gedacht bei der kuschlig süßen Hochzeitsnacht? Eine hohe Stimme, das Grinsen darin deutlich zu hören.
Schweig! schrie er. Ein Kichern antwortete. Sei still! Er hob den Fuß.
Die Stimme lauter, schneller: Die Frau liest ihm nicht mehr jeden Wunsch von den Lippen, ihre Augen hängen nicht mehr schmachtend an seinen Blicken. Wer weiß, wen sie jetzt suchen? Wem bäckt sie neuerdings ihren Kuchen?
Sei still! Brüllte er. Sein Kiefer schmerzte, so laut schrie er. Wir sind nicht verheiratet! Ihr hässlicher Ehemann hockt in seiner Scheißbank und hat keine Ahnung von nichts und ich bin derjenige, den sie zum Kuchen eingeladen hat!
Mariannes Augen riesig, weiß glänzend. Bist du noch ganz dicht? Fauchte sie. Soll die ganze Stadt davon erfahren?
Ihm wurde heiß, seine Kehle tat weh, kein Laut drang daraus hervor.
Sie sog die Luft ein zwischen aufeinander gepressten Zähnen. Das ist es also was du willst? Mich bloßstellen? Oder einfach nur ein bisschen angeben?