Simultan

Franz

Aus Simultan

Franz in Biel
Franzens Eltern, beide tot
Franz ist vier Jahre alt. Erst habe ich gedacht, Franz sei sieben, aber er ist tatsächlich erst vier. Es ist auch nicht so, daß er älter aussieht oder sich verhält wie einer, der schon sieben ist. Sein Verhalten ist stets das eines Vierjährigen und sein Aussehen auch. Er neigt allerdings ein wenig zum Dicklichen, das muß gesagt werden, Franz ist ein wenig dick. Wenn seine Mutter noch lebte, würde sie ihm vielleicht raten, statt des Dreirades mal die Füße zu benutzen, denn Vierjährige können gehen. Seiner Mutter aber ist tot, und da ist niemand, der sich verantwortlich fühlt für Franz, daher macht Franz, was er will. Und er will Dreirad fahren.


Seine Eltern sind lange tot, sind an Lungenkrebs gestorben. Es war ein ziemlich langsames Sterben, und Franz hat beide gepflegt, hat ihnen Essen gekocht und auch sonst alles gemacht, gibt ja kein Krankenhaus in Biel. Die Leute in der Stadt tun so, als gäbs das nicht, Krankheit und Tod, als gäbs nur ewiges Leben und Sonnenschein. Die Sache mit dem John Lennon jetzt, die dient auch wieder nur dazu, Krankheit und Tod zu vertuschen. Sonne gibts in Biel ja auch nicht, aber offenbar reicht es, sich nur lange genug einzureden, daß es Krankheit und Tod nicht, Sonne aber sehr wohl gibt, und deshalb gibt es das eine nicht, das andere schon. Nur ein Gott kann diese Stadt noch retten.


Und was kann man von einem Kind erwarten, das vier Jahre seines vierjährigens Erdenaufenthalts im Halbdusteren verbracht hat, in diesem umgestülpten Berg, dabei seine Eltern gepflegt hat, als hätte er es gelernt, und dann fast gestorben wäre, als er was besorgen wollte in Knuchels Laden? Ihr müßt euch nicht wundern, wenn aus dem Franz mal was wird, was ihr nicht hattet haben wollen, das sag ich euch.