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Frieden und Geräusch: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Kommissär saß seit dem Vormittag in seinem Büro. Auf dem Schreibtisch sein Kopf und ein ''Gedicht von Patti Smith female. feel male,'' ein Anruf seiner Mutter aus Twann hatte ihn erledigt. Seine Mutter wohnte noch immer in jenem Haus in Twann, in dem der Kommissär seine Kindheit verbracht hatte, also die Mutter wohnte im Keller jenes Hauses, und wenn der Kommissär sie hätte besuchen wollen, hätte er sie im schwachen Schein des Lichts von hinten in einem Korbstuhl sitzen sehen können. Aber er besuchte sie nicht. Es war Freitag, es war Nachmittag und der Kommissär schlief.
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Der Kommissär saß seit dem Vormittag in seinem Büro. Auf dem Schreibtisch sein Kopf und ein ''Gedicht von Patti Smith female. feel male,'' ein Anruf seiner Mutter aus Twann hatte ihn erledigt. Seine Mutter wohnte noch immer in jenem Haus, in dem der Kommissär seine Kindheit verbracht hatte, also die Mutter wohnte im Keller jenes Hauses, und wenn der Kommissär sie hätte besuchen wollen, hätte er sie im schwachen Schein des Lichts von hinten in einem Korbstuhl sitzen sehen können. Aber er besuchte sie nicht. Es war Freitag, es war Nachmittag und der Kommissär schlief.
  
Ab und zu schaute [[Elfriede]] in des Kommissärs Büro. Wie friedlich er schläft, dachte sie dann, wie ein Engel, und ihr wurde beim Anblick des Kommissärs ganz weihnachtlich zumute. Sie ließ ihn schlafen und verließ gegen 19. 30 Uhr das Büro. Vor der Tür des Gebäudes wurde sie von einem Lastwagen erfasst, der sie erst auf Höhe des Zentralplatzes wieder freigab.
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Ab und zu schaute [[Elfriede]] in des Kommissärs Zimmer. Wie friedlich er schläft, dachte sie dann, wie ein Engel, und ihr wurde beim seinem Anblick ganz weihnachtlich zumute. Sie ließ ihn schlafen und verließ gegen 19. 30 Uhr das Büro. Vor der Tür des Gebäudes wurde sie von einem Lastwagen erfasst, der sie erst auf Höhe des Zentralplatzes wieder freigab.
  
Um 21 Uhr wurde der Kommissär wach. (Warum gerade um 21 Uhr?) Hilflos mit den Armen rudernd warf er Aktentürme um, und auch das Gedicht von Patti Smith fiel vom Tisch. Schnaps, dachte der Kommissär, Elfriede soll Schnaps holen. Aber Elfriede war nicht mehr da, konnte auf kein Rufen mehr reagieren. Jetzt war sie es, die friedlich ausschaute. Menschenmassen umringten die am Zentralplatz liegende Elfriede, und allen wurde bei ihrem Anblick ganz warm ums Herz, rot ist die Farbe der Liebe. Das ist wichtig in der Weihnachtszeit, daß die Menschen versuchen, einander zum Wohlgefallen da zu sein, und das hatte Elfriede in ihrem letzten Zustand erreicht, daß sich Heiterkeit in den Menschen verbreitete, daß da mehr Freude war in der dunklen Zeit. <br>  
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Um 21 Uhr wurde der Kommissär wach. (Warum gerade um 21 Uhr?) Hilflos mit den Armen rudernd warf er Aktentürme um, und auch das Gedicht von Patti Smith fiel vom Tisch. Schnaps, dachte der Kommissär, Elfriede soll Schnaps holen. Aber Elfriede war nicht mehr da, konnte auf kein Rufen mehr reagieren. Jetzt war sie es, die friedlich ausschaute. Menschenmassen umringten die am Zentralplatz liegende Elfriede, und allen wurde bei ihrem Anblick ganz warm ums Herz, rot ist die Farbe der Liebe. Das ist wichtig in der Weihnachtszeit, daß die Menschen versuchen, einander zum Wohlgefallen da zu sein, und das hatte Elfriede in ihrem letzten Zustand erreicht, daß sich Heiterkeit in den Menschen verbreitete, daß da mehr Freude war in der dunklen Zeit. <br>
  
Auf dem Zentralplatz war Musik zu hören, laute, schauderhafte Musik, die bloß als störendes Geräusch die Ohren des Kommissärs erreichte, und die Menschen auf dem Zentralplatz drehten sich alle weg von der Musik hin zur Elfriede, die vom einem Glanz umgeben war. Alle wollten Elfriede berühren, wollten den Glanz haben, und Elfriede wurde hochgehoben und über den Köpfen der Menschen weitergereicht, und alle wollten sie einmal halten und weiterreichen, es war ein Taumel, ein Glückstaumel, in den die Massen auf dem Zentgralplatz der Elfriede wegen geraten waren.
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Auf dem Zentralplatz war Musik zu hören, laute, schauderhafte Musik, die bloß als störendes Geräusch die Ohren des Kommissärs erreichte, und die Menschen auf dem Zentralplatz drehten sich alle weg von der Musik hin zur Elfriede, die vom einem Glanz umgeben war. Alle wollten Elfriede berühren, wollten den Glanz haben, und Elfriede wurde hochgehoben und über den Köpfen der Menschen weitergereicht, und alle wollten sie einmal halten und weiterreichen, es war ein Taumel, ein Glückstaumel, in den die Massen auf dem Zentralplatz der Elfriede wegen geraten waren.
  
 
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[[Category:Kommissär]] [[Category:Centralplatz]]
 
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[[Category:Kommissär]] [[Category:20071207]]
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Aktuelle Version vom 21. Dezember 2007, 10:28 Uhr

Der Kommissär saß seit dem Vormittag in seinem Büro. Auf dem Schreibtisch sein Kopf und ein Gedicht von Patti Smith female. feel male, ein Anruf seiner Mutter aus Twann hatte ihn erledigt. Seine Mutter wohnte noch immer in jenem Haus, in dem der Kommissär seine Kindheit verbracht hatte, also die Mutter wohnte im Keller jenes Hauses, und wenn der Kommissär sie hätte besuchen wollen, hätte er sie im schwachen Schein des Lichts von hinten in einem Korbstuhl sitzen sehen können. Aber er besuchte sie nicht. Es war Freitag, es war Nachmittag und der Kommissär schlief.

Ab und zu schaute Elfriede in des Kommissärs Zimmer. Wie friedlich er schläft, dachte sie dann, wie ein Engel, und ihr wurde beim seinem Anblick ganz weihnachtlich zumute. Sie ließ ihn schlafen und verließ gegen 19. 30 Uhr das Büro. Vor der Tür des Gebäudes wurde sie von einem Lastwagen erfasst, der sie erst auf Höhe des Zentralplatzes wieder freigab.

Um 21 Uhr wurde der Kommissär wach. (Warum gerade um 21 Uhr?) Hilflos mit den Armen rudernd warf er Aktentürme um, und auch das Gedicht von Patti Smith fiel vom Tisch. Schnaps, dachte der Kommissär, Elfriede soll Schnaps holen. Aber Elfriede war nicht mehr da, konnte auf kein Rufen mehr reagieren. Jetzt war sie es, die friedlich ausschaute. Menschenmassen umringten die am Zentralplatz liegende Elfriede, und allen wurde bei ihrem Anblick ganz warm ums Herz, rot ist die Farbe der Liebe. Das ist wichtig in der Weihnachtszeit, daß die Menschen versuchen, einander zum Wohlgefallen da zu sein, und das hatte Elfriede in ihrem letzten Zustand erreicht, daß sich Heiterkeit in den Menschen verbreitete, daß da mehr Freude war in der dunklen Zeit.

Auf dem Zentralplatz war Musik zu hören, laute, schauderhafte Musik, die bloß als störendes Geräusch die Ohren des Kommissärs erreichte, und die Menschen auf dem Zentralplatz drehten sich alle weg von der Musik hin zur Elfriede, die vom einem Glanz umgeben war. Alle wollten Elfriede berühren, wollten den Glanz haben, und Elfriede wurde hochgehoben und über den Köpfen der Menschen weitergereicht, und alle wollten sie einmal halten und weiterreichen, es war ein Taumel, ein Glückstaumel, in den die Massen auf dem Zentralplatz der Elfriede wegen geraten waren.