Simultan

Eine Woche später

Aus Simultan

Eintrag vom 29. Oktober 2010

Nun liegt der Besuch beim Psychiater schon fast eine Woche zurück und ich hirne komischerweise immer noch häufig an diesen Tag herum: All die Fragen, die mir Schmitt gestellt hat, dann die Begegnung mit dem Fremden im Wartezimmer und später mit der verwirrten Frau im Bus. Irgendwas war an diesem Tag, das mich noch mehr aufgewühlt hat, als ich es zuvor schon gewesen bin. Ich mache mir seither unendlich viele Gedanken darüber, wie es mit mir weitergehen soll. Irgendwie würde ich gerne damit anfangen anders zu leben, wobei ich selbst aber doch keine so genauen Vorstellungen davon habe «wie» dieses «anders» denn eigentlich sein soll – geschweige, dass ich überhaupt wüsste, wo ich mit dem Anfangen überhaupt beginnen sollte.

Ansonsten aber ist seitdem – seit letztem Freitag – nicht wirklich viel geschehen – jedenfalls nichts Spektakuläres. Am Wochenende und Anfangs Woche bin ich oft in meinem Zimmer rumgehangen, habe geschrieben, ein paar Mal ging ich nach draussen um zu fotografieren, meist aber war das Wetter dafür doch zu kalt.
Die letzten zwei Tage über konnte ich arbeiten: Gestern habe ich meinem Onkel in der Bäckerei ausgeholfen, am Zentralplatz, und heute früh bis kurz nach vier Uhr nachmittags als Zahnpastatube verkleidet am Bahnhofsplatz Flyer und Gratisproben verteilt. Was für ein beschissener Job (Letzteres)! Wie lange ist das nun schon her, seit ich mir vorgenommen habe, was anderes zu suchen? Ausserdem; allem Anschein nach ist es nicht gerade die Jahreszeit, wo sich die Menschen besonders für Zahnpflegeprodukte interessieren – es geht gegen Winter zu, die Leute reden weniger und lachen seltener.

Übrigens habe ich vorhin mal wieder die Schublade geöffnet und bin erschrocken. Aber immerhin habe ich seit zwei Tagen nichts mitgehen lassen.