Simultan

Barbaras 24.10.07

Aus Simultan

1. Versuch

Barbara sass auf einem Tischchen im Leseraum und liess die Beine baumeln. Die beiden anderen waren vor einer halben Stunde gegangen. Sie blieb oft noch ein wenig länger, hier konnte sie sich besser konzentrieren, doch heute schien das nicht wahr zu sein. Ihre Gedanken schweiften umher, eigentlich sollte sie doch diesen Tagebucheintrag schreiben. Linda hatte ihr das empfohlen, und sie fand die Idee sehr gut und wollte es ja auch durchziehen, aber es war schwieriger, als sie gedacht hatte. Zuerst musste sie sich entscheiden, worüber sie schreiben wollte, da gab es so vieles. Sobald sie ansetzte, merkte sie, dass das, was sie schreiben wollte, im Grunde gar nicht von Belang war, und dass tausend andere Dinge viel wichtiger waren. Derselbe Gedanke packte sie, wenn sie etwas vermeintlich Wichtigeres aufschreiben wollte. Und endlich, als sie etwas gefunden hatte, was ihr wichtig genug erschien, um aufgeschrieben zu werden, musste sie, um das einzuführen, zuerst noch was anderes schreiben, aber mit diesem verhielt es sich genauso und so weiter. Die Dinge schienen nicht für sich alleine stehen zu können. Eine Zeit lang verfolgte sie das in Gedanken immer weiter zurück, aber gab es überhaupt den Endpunkt, den Anfang, der vollständig selbsterklärend war? Und was müsste sie bloss alles aufschreiben, um zu dem Satz zu gelangen, der ihr wirklich wichtig war. Das hatte in diesem kleinen Büchlein niemals Platz. Sie war sehr unzufrieden.

Zum nächsten Tagebucheintrag.