Simultan

20071215

Aus Simultan

Version vom 19. Dezember 2007, 01:15 Uhr von AnneL (Diskussion | Beiträge)

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Der Wind fegt, die Lichter gehen an, Kragen und Kapuzen werden hochgeschlagen und auf dem grossen Platz mitten in der Stadt hat sich ein Tannenwald breitgemacht. Wir gehen durch das künstliche Unterholz und begutachten die Bäume, als schauten wir Gäulen in die Mäuler. Der hier, nein der dort, komm schau mal der, nein drüben steht ein prächtiger, den nehmen wir. Wie Puppen schiebt der Verkäufer die von ihren Wurzeln amputierten Tannen auf dem Teerplatz hin und her, nimmt eine weisse Schnur und bindet den Auserwählten zu tragbarer Strammheit. Auf den Rücken und los geht`s durch den dunklen Winterabend, hinein in die geheizte Stube, wo die erstandene, aus ihren Fesseln befreite, grüne Tanne für ein paar Tage Träger archaischer Spiegelungen spielt, aufrecht und treu wie ein standhafter Zinnsoldat.