Simultan

Maurice de Martin

Aus Simultan

Version vom 5. März 2010, 11:41 Uhr von Mauricem (Diskussion | Beiträge)

Ich bin das Männli im Walde, habe mich in die finstren Wälder des Gutfried-Stolz-Landes verirrt. ursprünglich aus dem Urstromtal war ich kurz hinter der ost-elbischen Tundra vom Weg abgekommen und bin -ich weiss nicht wie- an den trügerisch blauen Wassern der Aare gestrandet.

Dort hat man mir bei der Fremdenpolizei sofort ein Kennungs-Tatoo der Marke "B" auf den Hintern verpasst.

Da ich aber immer doppelte Unterhosen trage, sieht man die fast nie, ausser wenn die Strassenbahnkontrolleure der Line 5 mich nach meiner Kennung fragen, dann ziehe ich die Hosen runter und zeige auf die Marke.

Ich habe gehört, dass ich noch Glück hatte, denn ab Januar 2011 wird allen Fremden im Gutfried-Stolz-Land die Kennmarke direkt per Mikrochip ins Gehirn implantiert. Dieser Chip wird mit den neuen Google-Streetview-Cars verbunden, die auch im Aufrag der Polizei arbeiten. Somit kann man immer in Echtzeit sehen, wenn ich wieder mal ein SVP-Wahlplakat mit Kreuzberger Proll-Unverschämtheiten verschandle.

Dann braucht man mich auch gar nicht mehr verhaften, sondern ein vom Kontrollzentrum ausgelöster Elektroschock wird mich ad hoc bis auf weiteres lahmlegen.

Da ich selbst körperliche Gewalt verabscheue, gilt der Satz dieses SVP-Wahlplakates "Schluss mit Fremdenkriminatität" (was ich verunstaltet hatte) nicht für mich, aber ich habe trotzdem aus Solidarität zu meinen Leidensgenossen ein "Arschloch" draufgeschrieben.

Dann bin ich vom Platz weg von zwei Strassenbahnkontrolleuren und zwei Zivilstreiffenleuten in das Bahnhofsrevier abgeführt worden.


Interessant finde ich auch, dass die Drögeler hier alle zusammen in einem Haus direkt am steilen Absturz Flusse zum konsumierenzusammenkommen, unter freudlichem Schutz eines sehr netten Beamten in blauer Uniform. Ich finde es nur etwas problematisch, dass dieses Haus mit vorgelagertem Open-Air-Junkie-Ghetto-Sommergarten direkt an dieser Brücke über die Aare liegt, wo anscheinend schon einige runtergehupft sind, denn sonst würden dort am Geländer nicht diese Sticker mit der "Wenn Du nicht mehr willst"-Telefonnummer von der ev. Kirche angebracht sein. Alle, die Drogen nehmen, wissen ja, zu was man alles fähig ist, wenn man drauf ist, da ist der Sprung von der Brücke so leicht wie die morgentliche Zigarette an der Bushaltestelle für alle anderen Stolzländer. Da frage ich mich, ob dieser Ort nicht doch auch unter einem bestimmten Vorsatz gewählt worden ist?

Übrigens: Es ist mir aufgefallen, dass die Stolzländer permanent am schmauchen sind, egal ob um 5h morgens oder um 11h abends. Man kann davon ausgehen, dass man eine Stolzländerin irgendwo auf den sonst fast Menschen leeren Strassen beobachten kann, wie sie eine Migros-Plastiktasche (für die etwas Chickeren ist es eine in Plattgummi von Freitag) umgehängt, mit der rechten Hand eine SMS auf dem I-Phone stotternd (sich dabei in das Kopfhörerkabel des IPods verwickelnd) durch ruckartige Bewegungen der linken Hand zwischen dem durch kurze Zugpulse extrem verkrampften Mund und dem plötzlichen Abaschen auf den sonst so sauberen Asphalt pendelnd zielstrebig in Richtung was-weiss-ich-wo bewegt.


Vorbei geht's dann immer an einem Spalier von fanatischer christlicher Propaganda, die in dieser Form höchstens bei, beim polnischen Radio Maryja oder im Meta-Vatikan auftritt.Das Männli fragt sich immer, warum das alles so still dahängt? Im Urstomtal würde es keine 5 Minuten dauern, dann wäre so ein Plakat nicht mehr kenntlich. Ist es wirklich so, dass diese Plakate, so wie auch die der SVP das Lebensgefühl eines Großteils der Stolzländer wiedergibt, oder ist es einfach so, dass die Menschen, die so einen Schmonz aufhängen, diejenigen sind, die wegen chronischem Exrem-Grillen im Sommer und ganzjährigem Zwang-Joggen im Wald einfach nicht genug Gelegenheiten haben, ihr Geld vernünftig anzulegen und dies einfach ein kollektiver Hilferuf ist: Gib uns Sinn im Leben!


Egal, den gibt es nicht, glücklicherweise, weil sonst wäre man ja dazu verdammt ihn zu erfüllen, um nicht fakultativ mit dem Makel des Scheiterns abtreten zu müssen.


Auf jeden Fall sollte man sich ein Beispiel an dem selbst-ironischen Humor der Engländer nehmen, dann versteht man auch, wie es zu einem Liebesspiel zwischen Cowboy und Indianer kommen kann, ohne dass der eine die intimen Daten des Anderen auf CDs an dritte Parteien höchstbietend versteigern muss.

Dass die Kuckucksuhr übrigens von Stolzländern erfunden worden ist, das ist eine infame Verleumdung!